Reisebericht: TC-Offroad Alpenüberquerung mit dem Jimny

Mensch, was für eine erste Jahreshälfte 2020! Da freute es uns umso mehr, die E-Mail von TC-Offroad-Trekking zu lesen, die die "Große Alpenüberquerung" bestätigte. Zur Vorbereitung schnell den Geländewagen checken, Öl wechseln und mit dem Jimny Stammtisch Köln ein Wochenende in den Mammut Park, um nochmal etwas off-road Fahren zu trainieren. Alles bestens! Die Reise kann beginnen.

Kurz zur Erinnerung: Wir fahren einen Suzuki Jimny FJ von 2011 mit Jimba Jimba Dachzelt, General Grabber AT3 Reifen in Seriengröße, Trekfinder Verteilergetriebe (VTG) Unterbodenschutz und TEAM MiniCom CB Funkanlage mit kleiner Magnetantenne. Den Kofferraum haben wir mit einem Alugestell und Euroboxen ausgebaut. Für die Alpenüberquerung mussten zusätzlich zu unserer üblichen Campingausrüstung ein Feuerlöscher und Benzinkanister mit ins Auto, welche wir beide noch gut hinter den Sitzen verstauen konnten.

Also, los geht’s! Erstmal runter nach München, um meinen Kopiloten aufzusammeln. "Wir", das sind dieses Mal nämlich Felix und Jan. Von München aus fuhren wir, mit einem Zwischenstopp in der Schweiz, entspannt weiter zum Treffpunkt in Nordwestitalien, dem Valle Maira Campingplatz nahe Dronero.

Treffpunkt zur Alpenüberquerung

Begrüßt wurden wir dort von unseren Reiseleitern "L.I." und Yvonne, mit ihrem voll bepackten Land Rover Defender mit Zebrastreifenmuster. Vor der allgemeinen Gruppenbesprechung um 20 Uhr hatten wir noch Zeit etwas in der Sonne zu sitzen, zu essen und unseren Reifendruck für die steinigen Pisten auf 3 Bar zu erhöhen. Abends saßen wir dann im großen Kreis um Fackeln herum, bekamen eine Einweisung in die bevorstehenden off-road Aktivitäten, inklusive des Notfallplans, und knüpften bei einem Bier erste Kontakte zu den anderen Mitreisenden. An der Tour nahmen insgesamt 14 Fahrzeuge teil.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach der Fahrerbesprechung pünktlich um 10 Uhr in Kolonne vom Platz in Richtung Maira Pass. Diesen erreichten wir allerdings nicht auf dem geplanten Weg, sondern über eine Umfahrung, die Reiseleiter "L.I." schnell improvisierte, da uns spontane Straßenarbeiten am Berg sonst mehrere Stunden aufgehalten hätten. Ruck-zuck waren wir raus aus der Zivilisation und genossen die ersten Ausblicke über die Berge. Nach der ersten Fotopause hieß es dann auch schon über Funk: “Allrad und Untersetzung einschalten”. Es ging ins Gelände! Aber soweit alles easy, über Schotterpisten an alten Ruinen vorbei, immer höher in die Berge.

Auf Schotterpisten hinauf in die Berge

"Jetzt kommt das Tricky Stück", funkte es plötzlich. Wir kamen über eine Kuppe und vor uns lag ein ungewohnt steiler, felsiger Aufstieg, der nun bitte einzeln und mit Bedacht gefahren werden sollte. Oha! Die Steine sahen aus der Fahrerperspektive größer aus als die kleinen Reifen des Jimnys und dann fing es - dramaturgisch durchaus passend - auch noch an zu regnen und zu hageln. Okay, Scheibenwischer an, Daumen aus dem Lenkrad und gefühlvoll da hoch. Doch dann kommen die Steine. Der Wagen wippt hart auf und ab. Irgendetwas setzt unten auf. Die Räder drehen durch. Wir rutschen ein kurzes Stück seitwärts. Keine Traktion. Stopp. Uff! Kurz überlegen. Wir setzen behutsam ein paar Meter am Hang zurück und versuchen es erneut, mit etwas mehr Selbstvertrauen und einer leicht veränderten Fahrlinie. Holterdipolter. In den Euroboxen im Kofferraum fliegt unsere komplette Küchenausrüstung fröhlich durcheinander. Ob das Glas mit Pesto wohl noch ganz ist? Egal! Geschafft! Wahnsinn!!!

Die erste off-road Abenteuerstrecke

Aber jetzt stehen wir oben auf dem Hügel und blicken auf ein steil abschüssiges, matschiges Stück Piste mit tiefen Spurrinnen. Am Anstieg danach sehen wir, wie sich gerade einer der Defender aus der Gruppe fest fährt und es erneut versuchen muss. Als die Bahn frei ist, schalte ich in den ersten Gang der Untersetzung, stelle die Füße fest auf den Boden und wir rollen mit Motorbremse im Schneckentempo geradeaus abwärts. Der Hagel prasselt auf die Windschutzscheibe. Wir durchwaten ein Wasserloch. Der Jimny kippt darin auf einmal nach links. Wasser schwappt auf die Motorhaube. Aber schon sind wir auch durch. Jetzt wieder ordentlich Gas geben und mit Schwung über die Stelle am Anstieg, die der Defender vorhin zu zaghaft angegangen ist. Klonk! Rumpel! ... Hurrah!!! Wir parken neben den anderen Fahrzeugen auf einer Bergwiese und springen trotz Regen und Hagel aus dem Auto, um den anderen Fahrerinnen und Fahrern hinter uns zu zuschauen.

Picknick Pause

Als wir alle wieder komplett sind, geht der Weg weiter über eine Bergkuppe, nach der der Himmel kurzzeitig aufklart. Wir nutzen diese Gelegenheit für einen Picknick Stopp und um das Adrenalin abzubauen. Ich inspiziere kurz das Auto. Alles gut. Nur der Stromstecker der Anhängerkupplung hängt in einem ungewohnten Winkel. Ich biege das Blech mit dem Fuß zurück in Position. Passt!

Am Anfang habe ich den Stromstecker immer noch gerade gebogen ...

Der Rest der Etappe verlief angenehm auf und ab über Schotter und Asphalt. Am späteren Nachmittag erreichten wir die erste Campingstelle, das Fort de Marguerie. Das Wetter wurde hier stürmischer und so musste das Lagerfeuer ausfallen und wir kochten so gut wie möglich unter ein paar Fox Wings und einem Easy Up. Die Gruppe nahm es mit Humor.

Ankunft am Fort de Marguerie vor dem Sturm

Nach einer windigen Nacht im Dachzelt, begrüßte uns glücklicherweise die Sonne am Morgen. Der gemeinsame Start wurde etwas aufgeschoben und so hatten wir noch Zeit unsere Klamotten größtenteils zu trocknen. Wir gründeten schnell eine WhatsApp Gruppe zum Austausch von Fotos und fuhren dann bei strahlendem Sonnenschein los.

Blick aus dem Dachzelt am Morgen

Die erste Etappe führte uns ein längeres Stück auf steinigen, engen Pfaden bergab. Also wieder Untersetzung, Motorbremse und rollen lassen. Unterwegs erreichten wir einen Bauern, bei dem wir uns mit frischem Bergkäse eindecken konnte.

Steinige Bergstraßen
Stopp beim Käsebauern

Die Mittagspause fand im Tal auf einer großen Hotelterrasse statt. Dort wurde ein leckeres, italienisches Dreigängemenü serviert - auch mit einer vegetarischen Option. Endlich gab es wieder eine Möglichkeit sich mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auszutauschen. Die Gruppe war sehr angenehm gemischt, nicht nur was die Fahrzeuge anging. Uns steckte aber immer noch etwas die stürmische Nacht in den Knochen und so freuten wir uns nach dem Essen über eine Siesta am Fluss in La Brigue.

Siesta am Fluss

Danach ging es wieder rauf in die Berge, irgendwo in den Wald an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Das Camp war dort über mehrere kleine Plätze verteilt und so trafen wir uns nach dem Rangieren und Parken gemeinsam mit unseren Campingtischen zu einer langen Tafel, grillten unser Abendessen und saßen um das große Lagerfeuer bis spät in die Nacht.

Gemeinsam am Lagerfeuer

Am dritten Tag der Reise stand der bekannte Ligurische Grenzkammweg auf dem Programm, der sich über enge Schotterpisten an steilen Hängen windet. Das Wetter hätte hierfür nicht besser sein können und so blickten wir, unter einem fast wolkenlosen, blauen Himmel, bis 40 Kilometer weit in die Ferne. Trotzdem war Konzentration gefragt. Wir waren nicht die einzigen Fahrzeuge auf der Strecke und so musste ab und zu mit Gegenverkehr verhandelt und rangiert werden. Der Suzuki Jimny mit seiner geringen Breite machte uns dies netterweise sehr einfach.

Auf dem Ligurischen Grenzkammweg

Generell waren wir überaus zufrieden mit dem Fahrzeug und dessen Konfiguration. Wir kamen damit stets ohne Rücksetzer um alle Kurven herum und folgten dem Gruppentempo problemlos. Man sah in der Region auch sonst öfters Jimnys als Nutzfahrzeuge und der Wagen fühlte sich in der Tat an wie in seinem Element. Bei einem Tankstopp konnten wir an dem Tag auch gut unseren Verbrauch errechnen, der ca. 15 Liter auf 100 Kilometer betrug. Doppelt so viel wie mit 90 km/h auf der Autobahn. Trotzdem mussten wir während des gesamten Trips nie auf den Reservekanister zurückgreifen, da es spätestens alle 150 Kilometer geplante Tankstopps gab. In Italien konnte man meistens auch mit Kreditkarte oder in Bar direkt an den Tanksäulen zahlen, was sehr praktisch ist.

Was ebenfalls sehr gut funktionierte, war unser sehr günstiges TEAM CB Funkgerät mit seiner kleinen Magnetantenne. CB Funk wird für die Reise aber auch von TC-Offroad-Trekking kostenlos gestellt, sollte man kein eigenes Gerät besitzen.

Wundervolle Aussicht vom Ligurischen Grenzkamm

Nach der Mittagspause auf einer Almhütte und weiteren abwechslungsreichen Streckenabschnitten über die Ligurischen Grenzkammstraße, erreichten wir abends den Campingplatz in Demonte. Hier freuten wir uns riesig über die richtigen Duschen. Die bewährte "lange Tafel" aus kunterbuntem Campingmobiliar wurde erneut von allen zusammengewürfelt und wir ließen den Abend bei Wein und Whiskey unter dem Sternenhimmel ausklingen.

Nebenstraßen im Tal

Am Morgen von Tag Vier konnten wir ausschlafen und uns noch individuell mit Verpflegung eindecken, bevor es um 11 Uhr von einem Parkplatz bei einer sehr guten Eisdiele los ging. Die Strecke startete mit asphaltierten Nebenstraßen und verlief dann über die Grenze nach Frankreich zum Fort de Roche la Croix, wo wir Mittagspicknick machten. Nachmittags gab es noch eine "Aktivpause", in der gemeinsam Feuerholz gesammelt wurde.

Rauf zum Col du Parpaillon

Weiter ging es danach oberhalb der Baumgrenze zum Col du Parpaillon und Europas höchstem off-road Tunnel. Die staubigen Militärstraßen dorthin waren mit scharfen Steinen übersät. Eine holperige "Reifenkiller" Strecke, die viel Konzentration erforderte. Nach dem Tunnel durch die Bergspitze schossen wir ein Gruppenfoto und fuhren eine angenehme Schotterpiste abwärts zum Camp. Die Aussichten waren traumhaft und das Wetter spielte weiterhin bestens mit.

Ausblick vom Tunnel am Col du Parpaillon

Tag Fünf begann sehr abwechslungsreich. Auf dem Weg nach Bardoniecchia gab es alles von Schotter, Stein und Staub, bis hin zu glattem Asphalt, der sich mittlerweile äußerst ungewohnt für uns anfühlte. Der Versorungsstopp fand im Tal statt; in einer lauten Kreisstadt, die wir schnell wieder hinter uns ließen. Es wurde mittlerweile richtig heiß und uns erreichten Nachrichten von zu Hause, die von 40 Grad in diversen Deutschen Städten berichteten. Gut, dass wir die Mittagspause im Schatten unter Bäumen an einem Flussufer verbringen konnten.

Das trockene Wetter machte die Pisten immer staubiger und so mussten wir mit mehr Abstand im Gelände fahren und umso mehr auf die Menschen am Wegesrand achten, die wir nicht in einer allzu großen Staubwolke zurücklassen wollten.

Staubige Pisten

Angekommen am Camp, gab es in der Nähe auf "Rachel‘s Hütte" englischen Apfelkuchen, kühles Bier und wieder einmal traumhafte Bergblicke.

Ankunft an Rachel's Hütte, der "Bar Punta Colomion"
English Apple Pie

Am Morgen des letzten Reisetags weckte uns erneut die Sonne im Dachzelt. Wir frühstückten auf Rachel‘s Terasse Spiegeleibrot mit Bergkäse, musikalisch untermalt von Michael Bublé, Hot Chocolate und "Disco Inferno" von den Trammps. Ein guter Start in den Tag.

Der steinige Weg auf den Colle Sommeiller

Die Schlussetappe der Tour führte uns noch einmal hoch hinaus, auf die Spitze des Colle Sommeiller. Dessen Straßen waren samstags für Fahrzeuge geöffnet und bei diesem herrlichen Wetter mussten wir sie auch in der Tat oft mit anderen Autos und Motorrädern teilen. Grundsätzlich war dies kein Problem, nur eine Hochzeitsgesellschaft mit Straßen-PKWs und Anhängern bremste uns anfangs etwas aus. Je weiter hoch wir fuhren, desto mehr dünnte sich der Verkehr aus. Die Natur verwandelte sich zunehmend in eine karge Mondlandschaft, es wurde kälter und am Wegesrand erstreckten sich teils große Eisflächen.

Mondlandschaft

Nach dem "Tricky Stück" und den Reifenkiller-Strecken der vorangegangenen Woche passierte es erstaunlicherweise erst hier, dass sich ein Gruppenteilnehmer einen Reifen durchstach. Die Kolonne blieb stehen und Reiseleiter "L.I." führte mit ein paar routinierten Handgriffen den Reifenwechsel an dem Fahrzeug durch. Einige Serpentinen weiter kamen wir oben auf dem Plateau in 3.000 Metern Höhe an. Mit den Spitzen der Alpen auf Augenhöhe, waren wir am Ziel unserer Reise angelangt. Einen passenderen Aussichtspunkt hätte es kaum geben können.

Reiseziel auf 3.000 Metern

Die offizielle Verabschiedung fand, nach erneuter Reifenpanne, am tiefer gelegenen Rifugio Scarfiotti statt. Ein außergewöhnlicher Urlaub ging nun zu Ende. Ein kleines Abenteuer, eine tolle Einführung in das Geländefahren mit unserem Suzuki Jimny und ein entspanntes, naturnahes Campingerlebnis mit dem Dachzelt.

Ein Video der Reise gibt es auf unserem YouTube Kanal: